Herwig Baier wird Mitglied der Europäischen Molekularbiologischen Organisation (EMBO)

Auszeichnung für außergewöhnliche Leistungen des Neurobiologen

30. Juli 2013

Die European Molecular Biology Organization (EMBO) steht für Spitzenforschung in den Biowissenschaften. 1964 gegründet, sind heute über 1600 der besten Wissenschaftler aus Europa und der ganzen Welt Mitglieder der Organisation. Einmal im Jahr wählen diese neue Mitglieder, die sich durch exzellente Forschung und außergewöhnliche Leistungen auszeichnen. In diesem Jahr wurde Herwig Baier, Direktor am MPI für Neurobiologie zum neuen EMBO-Mitglied ernannt. Der Neurobiologe untersucht, wie Verhalten vom Gehirn gesteuert wird.

Jedes Verhalten, das ein Mensch oder ein Tier zeigt, wird von Nervenzellen im Gehirn erzeugt. Wie können miteinander verbundene Zellen so etwas Komplexes wie zum Beispiel ein Beutefangverhalten auslösen? Diese Frage steht im Zentrum der Forschung von Herwig Baier.

In jeder Sekunde fällt das Gehirn unzählige Entscheidungen, wie es auf sich verändernde Sinneseindrücke reagieren soll. Ziel ist es, das bestmögliche Verhalten als Antwort auf eine aktuell vorhandene Situation zu erzeugen. Herwig Baier und seine Mitarbeiter untersuchen die Nerven-zellen, die diese Verhaltensprozesse steuern. Ihr Studienobjekt ist dabei der Zebrafisch. Die Haut und das Gehirn dieser winzigen Wirbeltiere sind durchsichtig, so dass einzelne, angefärbte Nervenzellen im Gehirn unter dem Mikroskop identifiziert und beobachtet werden können. Mit Hilfe der Methode der Optogenetik, die Herwig Baiers Team in dieses Forschungsgebiet eingeführt hat, kann durch Lichtimpulse die Aktivität einzelner Nervenzellen an- und ausgeschaltet werden. Dies ermöglicht eine optische Fernsteuerung von Gehirnaktivität.

Ein Fisch kann ein bewegtes Objekt als Beute erkennen und es verfolgen, oder er kann sich bedroht fühlen und wegschwimmen. Mit Hilfe der Optogenetik können die Wissenschaftler untersuchen, welche Nervenzellen an diesen gegensätzlichen Verhaltensantworten beteiligt sind. Langfristig wollen Herwig Baier und sein Team die Signale verstehen, die durch die synaptischen Schaltkreise rauschen, wenn Entscheidungen getroffen werden. Wie werden im Gehirn die "Weichen" für Beutefang oder Flucht gestellt? Welchen Einfluss hat eine Motivation wie zum Beispiel Hunger auf die Nervenimpulse?

Herwig Baier studierte Biologie an der Universität Konstanz. Seine Diplom- und Doktorarbeiten absolvierte er am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen, wo er 1995 seinen Doktortitel erhielt. Im Anschluss forschte er an der Universität von Kalifornien in San Diego (USA). Ab 1998 arbeitete und lehrte er als Professor an der Universität von Kalifornien in San Francisco. Im Mai 2011 unterschrieb Herwig Baier den Vertrag zum Direktor am Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried. Hier leitet er seitdem die Abteilung Gene – Schaltkreise – Verhalten. Für seine Forschung erhielt Herwig Baier bereits mehrere Preise und Stipendien, unter anderem den Packard Award, den Sloan-Preis für Neurowissenschaften und den Klingenstein-Preis.

Die European Molecular Biology Organization (EMBO)

EMBO unterstützt talentierte Forscher in jedem Stadium ihrer Karriere und fördert gezielt den nationalen und internationalen wissenschaftlichen Austausch. Das Ziel ist es, ein Klima in Europa zu schaffen, in dem Wissenschaftler über sich hinauswachsen können.

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