Forschungsgruppe Neurogenomik

Neurogenomik

Interneurone sind Nervenzellen des Zentralen Nervensystems, die innerhalb eines lokal begrenzten Bereichs andere Nervenzellen miteinander verschalten. Sie zeigen eine außerordentlich große morphologische und funktionelle Vielfalt und ermöglichen so die Entstehung von hoch spezialisierten Nervenzellnetzwerken – die Grundlage für die Fähigkeit des Gehirns, komplexe Informationen zu verarbeiten.

Wie diese Vielzahl an Interneurontypen während der Entwicklung eines Organismus entsteht und zu spezialisierten Nervenzellnetzwerken assembliert, ist weitestgehend unbekannt. Mithilfe einer Kombination aus Methoden zur genetischen Markierung von Interneurontypen, statistischen Analysen und maschinellem Lernen untersuchen wir grundlegende biologische Prinzipien und Mechanismen der Interneuronentwicklung. Basierend auf der Einzelzell-Transkriptionsanalyse Tausender Nervenzellen erstellen wir Entwicklungslinien sämtlicher Interneurontypen des Vorderhirns, von embryonalen Entwicklungsstadien bis zum ausgewachsenen Organismus. Diese Entwicklungslinien versuchen wir in ein Rahmenkonzept einzubetten, das die genaue Lage einer Zelle innerhalb einer bestimmten Gehirnregion, die klonale Abstammungslinie, die neuronale Aktivität und den epigenetischen Zustand einer Zelle miteinbezieht.

In den letzten Jahren mehren sich Hinweise, dass Fehler in der Entwicklung von Interneuronen mit komplexen neuropsychiatrischen Krankheiten wie Epilepsie, Autismus, bipolarer Störung oder Schizophrenie in Zusammenhang stehen. Ein besseres Verständnis der molekularen Mechanismen, die der Entwicklung von Interneuronen zugrunde liegen, könnte einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Funktionsweise sowohl des gesunden als auch des kranken Gehirns zu verstehen.

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